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AutorenbildBarbara Brüning

Stell dir vor, deine Eltern wären glücklich gewesen ...

Aktualisiert: 1. Nov.

Warum es nicht egoistisch ist gut für dich zu sorgen

einfach nur glücklich. Miteinander, mit ihrem Job, mit dir. Sie hätten gerne miteinander gelacht, Geschichten erzählt und sich gegenseitig zugehört. Sie hätten ihre Freude an dir gehabt. Wenn du die Wände angemalt hättest, ... wenn du etwas kaputt gemacht hättest,.. wenn du nicht ins Bett gewollt hättest ..., hättest du hinter ihrem Ärger darüber, dass sie traurig sind, dass etwas schönes kaputt ist, oder der Müdigkeit und Unlust, dich so spät dann noch mal und vielleicht immer wieder ins Bett zu bringen gespürt, dass es nicht wirklich schlimm ist.


Was du hier findest:


Wie unglückliche Eltern auf ihre Kinder wirken

Warum ich immer hätte schreibe? Weil ich genau genommen niemanden kenne, der in diesem Sinne glückliche Eltern hatte. Warum, warum? Ist mir jetzt mal egal. Ich merke nur, dass mir die Tränen kommen bei der Vorstellung es wäre so gewesen. Ich jedenfalls habe mir als Kind immer Sorgen gemacht um meine Eltern, weil ich gespürt habe, dass sie nicht glücklich sind. Und wenn ich so richtig übermütig war vor Glück, weil ich tolle Freunde hatte, das Wetter schön war, wir Ferien hatten und einen guten Plan für morgen, dann habe ich eigentlich immer einen Dämpfer bekommen. Und irgendwie das Gefühl mitgenommen, es könnte gefährlich sein, einfach nur glücklich zu sein.


Aber ich spüre jetzt, wie glücklich es mich gemacht hätte, wenn sie glücklich gewesen wären. Ich hätte nämlich mein eigenes Glück auch genießen können. Wenn sie sich um ihr Glück gekümmert hätten, statt um meins. Es hätte eine Last von meinen Schultern genommen. Es hätte eine dunkle Wolke, die irgendwie immer am Himmel hing weggeschoben und den Blick auf den Himmel und die Sonne freigegeben.


Und nur um das mal klar zu stellen. Auch aus der Erwachsenenperspektive betrachtet, gab es keinen Grund unglücklich zu sein für meine Eltern. Sie waren richtig füreinander. Sie haben sich geliebt. Sie konnten miteinander lachen und feiern. Sie haben gut zueinander gepasst. Sie hatten keine finanziellen Sorgen. Sie waren gesund. Sie hatten zwei okaye Kindern. Und doch war oft Angst und Anspannung im Raum. Etwas unbefriedigtes. - Ich will nicht leugnen, dass sie ihre Probleme hatten. Mit sich selbst. Und schon deshalb auch miteinander. Sie waren beide Kriegskinder. Sie haben sich immer schuldig gefühlt. Und das haben sie weiter gegeben. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie gesagt hätten: was für ein Blödsinn ist das? Wir wollen glücklich sein. Wir wollen richtig groß unsere Liebe verteilen. Wir wollen uns selbst lieben lernen damit wir dann auch unsere Kinder lieben können. Wir holen uns Hilfe. Wir wollen nicht unser Leben hinter dieser komischen Bedrohung verbringen, die wir selbst nicht verstehen. Nein, ich glaube das wäre ihnen egoistisch vorgekommen. Sich erstens um sich selbst zu kümmern und zweitens um ihr eigenes Glück.


Viele Dinge, die du tust. um dein Kind glücklich zu machen, sind sinnlos.


Leider sind deshalb viele Dinge, die sie getan haben, um ihre Kinder glücklich zu machen, sinnlos gewesen. Denn sie konnten nur die Oberfläche berühren. Natürlich haben wir uns über eine gemeinsame Reise gefreut. Natürlich haben wir uns über coole Geschenke gefreut. Und diese Dinge eben, die Eltern machen, damit ihre Kinder glückliche strahlende Kinderaugen bekommen. Aber das eigentliche, das was sie selbst und uns glücklich gemacht hätte, das haben sie für egoistisch gehalten. Oder für überflüssig. Später haben sie sich gegenseitig das Leben wirklich zur Hölle gemacht und sich gegenseitig vorgeworfen, dass sie sich nicht glücklich machen, nicht genug lieben, nicht genug kümmern. Anstatt sich selbst zu nehmen, was sie gebraucht hätten.

Warum schreib ich das heute hier? Nein, nicht aus purer Nostalgie oder um in Selbstmitleid zu baden. Nein - ich sehe, dass heute: 50 Jahre später immer noch das Gleiche passiert. Und in gewisser Weise ist es sogar noch extremer geworden:

Das ist der Grund, warum viele Eltern so viele Bücher über Kinder und Erziehung lesen. Weil sie "alles richtig machen wollen". Und das heißt: weil sie ihren Kindern eine glückliche Kindheit schenken wollen. - Und dafür machen sie buchstäblich alles. Gönnen sich wenig Ruhe, übernehmen zahllose Fahrdienste zum Sport, zwingen sich nach der Arbeit ein Lächeln ab, begleiten noch eine Stunde in den Schlaft, obwohl der Tisch noch nicht mal abgeräumt ist und fallen dann todmüde auf dem Sofa in Tiefschlaf. Falls sie es von der Einschlafbegleitung überhaupt noch so weit schaffen. Alles warum noch mal? Damit ihr Kind eine glückliche Kindheit hat und keinen Schaden nimmt.

Eine Mama hat mir gesagt, als ich sie gefragt habe, warum der Perfektionismus gerade so grassiert unter Eltern (in meinen Augen): "Weil wir alle uns heute sehr bewusst für Kinder entschieden haben. Und es deshalb auch richtig gut machen wollen."


Toxische Positivität


Ja und das ist ja auch gut. Und ich bin voll dabei. Aber: So fokussiert zu sein darauf, dass deine Kinder glücklich sind, macht ihnen unglaublich viel Druck. Sieh es mal aus den Augen deines Kindes: es macht unglaublich Druck - ja zu was? Glücklich zu sein! Keine Probleme zu haben! Gut zu sein! - Manche kommen damit zurecht. Manche aber auch nicht. Manche sagen "fein", ich nehme auch noch den Nachtisch. Andere fragen "Warum? Bin ich es wert? Kann ich das überhaupt?" -Sind es die sensibleren? Keine Ahnung. Ist nur so. Man nennt das auch toxische Positivität. Und in diese Falle ist man schnell gegangen: "Ich tue doch so viel für dich. Jetzt musst du auch glücklich sein!" Oder anders herum: "Mein Kind ist traurig und niedergeschlagen? Oder schüchtern und unsicher? Was habe ich falsch gemacht?"


Und was soll ich jetzt stattdessen machen?, fragst du vielleicht. Soll ich mein Kind nicht mehr zum Sport fahren? Soll ich nicht mehr begleiten beim Einschlafen? Nicht mehr sein Lieblingsessen kochen? Nicht mehr Vorlesen, wenn ich eigentlich zu müde bin und überhaupt keine Lust mehr habe?


Ich habe tatsächlich zwei Antworten darauf.


  1. Es ist nicht so wichtig. Ja, dein Kind möchte Handball spielen - und du willst ihm die Erfahrung ermöglichen. Ok. Aber zu 99 Prozent wird dein Kind keine Handballkarriere machen und irgendwann wird dieses Interesse versanden. Du kannst es machen, aber es wird keinen wesentlichen Einfluss auf seine Entwicklung haben. Und wenn es das Handballer-Gen im Blut hat und tatsächlich Weltklasse werden könnte, dann braucht es diesen Verein vermutlich nicht. Oder es wird ihn sich erkämpfen.

  2. Stell die Sache mal auf den Kopf: Alles was du dir für dein Kind wünschst, werde selbst! - Denn alle Studien zeigen: dein Kind wird so wie du. (Und das ist vielleicht einer der Gründe für die ganze Aufregung: du spürst, dass du so wirst, wie deine Mutter 0.2 und das soll mit deinen Kindern aufhören.) Also willst du glückliche Kinder, werde glücklich. Willst du entspannte Kinder, entspann dich. Willst du kluge Kinder? Werde klug. Willst du, dass deine Kinder sich selbst lieben? Dann lieb dich verdammt noch mal selbst! Denn was viele Mütter ihren Kindern vorleben ist, dass man sich selbst nicht lieben darf. Und das ist das, was in Erinnerung bleiben wird.

Stell die Sache mal auf den Kopf!

Übrigens funktioniert das bei vielen anderen Dingen auch: viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind selbstbewusst ist und seinen Selbstwert nicht vom Urteil anderer abhängig macht. Gleichzeitig ist ihnen unglaublich wichtig, was andere Mütter/Väter von ihnen selbst als denken. Dein Kind schreit? Hoffentlich denkt niemand, dass ich eine schlechte Mutter bin." Dein Kind hat sich selbst die Kleider am Morgen rausgesucht und sieht in deinen Augen "unmöglich" aus? "Hoffentlich denkt niemand, dass ich mich nicht kümmere (und mir die Karriere vorgeht). Dein Kind hat keine Tischmanieren (oder keine Lust sie zu zeigen): hoffentlich denken sie nicht, dass wir da keinen Wert drauf legen. .... Und falls du denkst, dein Kind merkt das nicht, hast du dich leider getäuscht. Kinder merken genau diese Dinge sofort. Und es zeigt ihnen, dass die Meinung von anderen wichtig ist. Sehr wichtig, denn du schreist dafür unter Umständen sogar dein Kind an.


Es ist auch eine nicht ganz offensichtliche aber darum nicht weniger schädliche Form von Lüge, wenn du deinem Kind sagst: es ist doch nicht wichtig, was die anderen denken. Du kannst die Schuhe tragen, die du tragen willst, du kannst du selbst sein. Vergleich dich nicht mit ... - während du selbst für dich ganz anders empfindest.


Sei ehrlich zu dir selbst!


Und diese Lüge verunsichert dein Kind ganz tief drinnen. Wenn es spürt, dass deine Aussagen nicht zu 100 Prozent verlässlich sind (weil du dich ja selbst nicht dran hälst), wem soll es dann trauen? Und weil diese Form von Falschheit nicht ausgesprochen ist - nicht explizit ist - wird es sich immer wieder fragen: stimmt das überhaupt, was ich da wahr nehme? Was ist mit mir nicht in Ordnung, dass ich nicht so einfach machen kann, was Mama möchte. ... Es ist also unglaublich wichtig, dass du hier ehrlich bist mit dir selbst. Denn nur wenn du erkennst, dass du selbst die Ansprüche (noch) nicht erfüllst, die du an dein Kind stellst, kannst du sehen, woran du noch arbeiten darfst.


So jetzt aber Schluss damit. Keinesfalls will ich hier ins Mom-Bashing einstimmen. Ich will nur sagen:


Kümmere dich darum, dass du glücklich wirst und im Einklang mit dir selbst lebst. Das ist das Beste was du deinem Kind geben kannst. Und das ist eines nicht:
E G O I S T I S C H !

Und falls du noch einen kleinen Anstupser brauchst, um das wirklich zu tun (dich um dich zu kümmern): Es ist kein Honigschlecken! Der Weg dorthin ist anstrengend, erfordert permanent den Mut, die Schmerzpunkte anzusehen und zu benennen. Er kann dich zutiefst verzweifeln lassen. Und du brauchst Ausdauer und Kraft. Aber es lohnt sich. Nicht nur für dich und deine Partner:IN. Für alle.


Werde die Veränderung, die du dir für die Welt, für deine Familie, für dein Kind oder deine Kinder wünschst! Und du wirst sehen. Es wird gut!

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