Kann Liebe heute noch funktionieren - in einer langen Beziehung mit Kindern und Karriere? Und dazu auch noch schön sein? Und wenn ja wie? Nils Pickert sagt, ja, es geht, aber nur, wenn es gelingt auf Augenhöhe zu kommen und zu bleiben. Wenn es gelingt einander in den Differenzen wertzuschätzen. In seinem Buch zeigt er, wie das konkret aussehen kann. Ihm selbst, seit 25 Jahren mit derselben Frau zusammen, vier gemeinsame Kinder, mangelt es also nicht an Erfahrung, wenn er sein attraktives Bild zeitgemäßer Beziehungen zeichnet.
Was du hier findest:
1. Was ist Liebe auf Augenhöhe überhaupt und warum ist sie wichtig?
Unser aller Sehnsucht ist Liebe auf Augenhöhe. Sag ich jetzt einfach mal. Gibt keine Studie dazu. Aber meine Erfahrung ist das schon: ich möchte gesehen werden, so wie ich bin: also nicht von einem Partner, einer Partnerin, die/der kleiner ist als ich und zu mir aufschaut und auch nicht von jemandem, der oder die auf mich herab schaut. Nein. Auf gleicher Höhe, mit klarem offenem Blick. Ehrlich, liebevoll und nicht wertend. So, damit ich mich anvertrauen kann. Damit ich sein kann, wie ich bin, ohne Angst deshalb verlassen zu werden. Damit ich, wenigstens hier nicht immer mit meiner Fassade beschäftigt bin, damit das zu sein, was ich glaube, das andere von mir wollen oder erwarten. Zu Hause sein bei mir, weil ich bei ihr zu Hause sein kann oder bei ihm. In seinem Blick oder in ihrem. Wenn das gelingt, ändert sich ganz viel: Selbstbewusstsein steigt. Resilienz nimmt zu. Mut. Kreativität. Lebensfreude. Wenn wir uns verlieben oder überhaupt anfangen nach Liebe zu suchen, dann steht da ein zutiefst menschliches Verlangen dahinter anzukommen, geborgen zu sein bei einem Menschen, der mich sieht, so wie ich bin. Und gerade deshalb genau mich will. Nils Pickert nennt das in seinem Buch "Lebenskompliz♡innen" das Bedürfnis, sich in einem Menschen zu beheimaten. Und ich glaube Paare, die nicht auf Augenhöhe sind, oder auf dem Weg dorthin, haben auf Dauer keine Chance.
2. Was bedeutet es als Paar auf Augenhöhe zu leben?
Nun, auf Augenhöhe würde bedeuten, solidarisch, gemeinsam und nach Absprache all die Arbeiten zu erledigen, die für das Zusammenleben notwendig sind. Und alles als Arbeit zu bezeichnen, was so empfunden wird. Und wenn ihr kleine Kinder habt, dann heißt das eben mal für eine Zeit auch, die Nachtschichten gerecht aufzuteilen, die Kotze nach Magen-Darm gemeinsam wegzuwischen, die Frühschichten genauso gerecht aufzuteilen. Wobei das nicht heißen muss, dass jeder dasselbe macht und immer gleichviel. Aber es muss sich einfach für beide gut anfühlen. Das ist eine Menge Arbeit an Absprachen. Für den, der mehr außer Haus ist, bedeutet es auch, sich zu informieren, auf den neuesten Stand zu bringen.
Auf Augenhöhe lieben bedeutet, dass Solidarität entstehen kann, so dass ihr sagen könnt: Ich liebe es, an deiner Seite zu sein. Auch in den harten und unangenehmen Arbeiten. Ich lasse dich da nicht allein. Aber das kann nur gelingen, wenn beide gut aufeinander aufpassen, sich nicht überfordern und achtsam mit den eigenen Bedürfnissen und denen des anderen umgehen. Und dann kann man sich zu zweit verschwören gegen den alltäglichen Wahnsinn gegen widrige, liebesgefährdende Umstände und dabei in der Liebe bleiben.
"Wir verschwören uns miteinander. Wir bilden eine Lebenskompliz♡innenschaft. Du und ich, das ist immer noch der Plan.“
Wenn das gelingt, dann merkt ihr sofort, dass es euch besser geht, dass ihr eine positive Bindung zueinander habt. Mitfühlen und Verständnis sind dann da. Und wenn nicht, dann könnt ihr beides schaffen, weil ihr fragen, reden und über euch selbst lachen könnt.
Das entspricht allerdings überhaupt nicht dem Bild von romantischer Liebe, dem wir überall begegnen. Es ist einfach kein Klischee sondern sehr individuell. Und schon deshalb anstrengend, weil jedes Paar seine eigene Blaupause erschaffen muss. Und genau deshalb ist es so, dass die Liebe auf Augenhöhe erst da anfängt, wo die romantische Liebe sich mit ihren Klischees verabschiedet.
"Liebe auf Augenhöhe ist nicht romantische Liebe."
Definitiv nicht.
3. Was steht dem im Weg?
Aber warum tun das nicht alle? Dieses "Lieben auf Augenhöhe"? Wo ist das Problem?
Warum ist diese Haltung so schwer zu erreichen? Nils Pickert erklärt das so:
„In der Phase des Kennenlernens und des Verliebens erschaffen wir einen romantisierenden Avatar, der auf der Basis der Überzeugung entsteht, dass unser Gegenüber etwas Besseres als uns verdient. Jemanden der fitter ist, wohlhabender und ambitionierter. Jemanden mit mehr Geduld, mehr Ressourcen und mehr Interessen.
Als Frau würde ich die Attribute etwas anders wählen: Jemanden der schöner ist, schlanker, lustiger, unkomplizierter, klüger. Aber ansonsten: ja, das ist der Kern des Problems: Wir zeigen nicht uns selbst sondern das, von dem wir glauben, dass es dem anderen gefallen würde. Und genauso verlieben wir uns in den- oder diejenige, den oder die wir gezeigt bekommen. Meist einen Avatar. Das ist sicherer. Weil abgelehnt zu werden heißt dann: nicht ich sondern mein Avatar ist abgelehnt worden. Aber auch nicht wirklich befriedigend, weil nie klar ist, wie genau ich eigentlich weiß, mit wem ich es zu tun habe, oder wen er eigentlich meint, wenn er mir seine Liebe gesteht.
Wenn wir uns verlieben, dann stecken wir eben häufig mitten in Klischees von Verliebtsein, von Liebe-ist- Bildern. Da wird die Frau schnell mal schwach und der starke Mann fängt sie auf. So oder ähnlich. Das ist die Ebene, auf der wir durch viele Filme, Bilder und Geschichten gelernt haben, was Frauen wollen und was Männer brauchen. „Wenn ich diese Frau beeindrucken will, dann muss ich mich so und so verhalten, weil diese Erwartungshaltung die kollektive Identität von Frauen ausmacht und ich als Personifizierung der kollektiven Identität von Männern ..." oder umgekehrt: „Weil er ein Mann ist, steht er bei Frauen auf folgende Dinge, darum gebe ich mich entsprechend.“ Solche Gedanken sind einfach im Raum.
Das Bedürfnis sich zu beheimaten lässt sich aber nicht mit einem Menschen erfüllen, der sich mir gar nicht ganz zeigt, sondern mir nur das zeigt, von dem er oder sie glaubt, ich erwarte es. Aber
„Das bedeutet nichts anderes, als dass wir dem Partner oder der Partnerin das Recht darauf verwehren, sich zu unserer tatsächlichen Persönlichkeit und unseren Bedürfnissen zu verhalten,"
sagt Pickert. Und warum hören wir dann nicht einfach auf damit? Zeigen uns, wie wir sind?
Ich denke es gibt eine Reihe von Gründen:
1. Es gibt keine erprobten Wege in gleichberechtigte Liebesbeziehungen.
Die Bilder von romantischer Liebe, die überall zu sehen sind, erzählen, dass Konflikte nicht normal sind, wenn man sich "wirklich liebt". Dabei sind Konflikte notwendig, um sich überhaupt kennen zu lernen, um zu sich vorzudringen. Konflikte sind normal, notwendig und gut. Davon sehen wir wenig. Selbst Paare, die sich gut auseinander setzen können, erzählen davon oft nicht. Sie spielen das Spiel mit. Und weil überhaupt nicht thematisiert wird, dass hinter gut funktionierenden Beziehungen immer nicht-romantische echte Beziehungen stehen, mit Konflikten, mit vielen Gesprächen, Diskussionen, mit Versuchen die Unterschiede gut zu leben - ja weil das eben so selten besprochen wird unter Freunden oder befreundeten Paaren, geschweige denn in der Öffentlichkeit - deshalb glauben viele, dass es das nicht gibt. Dazu kommt, dass eben jeder Weg in eine Liebe auf Augenhöhe so individuell ist, wie die Menschen, die sich lieben. Deshalb kann es keine road-map geben. Keine Handlungsanweisung. Keinen Fahrplan.
2. Bequemlichkeit
Ja, wir sind alle bequem. Ich vorneweg. Und oft ist das eigentlich auch gar nicht nur schlecht. Wenn die Menschen nicht zu bequem gewesen wären ihr Zeug zu tragen, hätten sie nicht das Rad erfunden. Aber es gibt auch diese Bequemlichkeit etwa in alten Verhaltensmustern zu verharren, auch wenn die nicht mehr passen. Und nicht mehr passen heißt in dem Fall, wenn sie mir und meinem Partner/meiner Partnerin schaden. Hierher gehört dieses Thema: Verantwortung übernehmen und auch mal Mental Load mittragen. Das trifft in der Regel eher Männer und deshalb zitiere ich mal Herrn Pickert:
"Wir Männer müssen halt erwachsen werden und unseren Kram selbst in die Hand nehmen."
Genau so. Frau kommt das nämlich blöd vor, das immer wieder zu sagen. Und es macht die Augenhöhe futsch. Tatsächlich nutzen manche Männer eine Schwäche der Frauen aus um das nicht tun zu müssen. Und Schwächen des Gegenüber auszunutzen ist vielleicht etwas, das Männer im Leben da draußen erfolgreich macht. Das dafür verantwortlich ist, dass mehr Männer in Aufsichtsratssesseln sitzen und an politisch einflussreichen Hebeln. Damit kommt man schon auch weiter. Aber. Wenn Mann zu Hause genauso weiter macht, dann gelingt keine Liebe, die auf Dauer angelegt ist. Ohne Einsicht geht es an der Stelle nicht weiter.
Aber hier trifft eine Schwäche des Mannes auf eine Schwäche der Frau, nämlich das persönlich zu nehmen. Kurz: ein "High-Functional-Man-Child" (auch so ein schönes passendes Pickert-Wort), ein Mann, der im Job hochfunktional und erfolgreich alles souverän meistert, aber zu Hause offenbar keine Ahnung hat, wie sich ein Kühlschrank füllt, Hemmungen hat, der Whatsapp Gruppen der Kita beizutreten, oder die Kotze seiner Kinder in der Nacht mal aufzuwischen. Der die Namen der Freunde seiner Kinder nicht kennt und sich auch nicht darum kümmert. Auf diesen unselbständigen Jungs-Mann trifft oft ein "High-functional - Woman-Child". Eine, die den gesamten Alltag mit Kind(ern), den Haushalt, eventuelle die eigene Karriere managt, aber anstatt sich klar und deutlich zu äußern, dass das so nicht geht, verfällt sie in ein Jammern, beutet sich selbst bis zur totalen Erschöpfung aus und wartet, dass er begreift und ihr hilft. - Immer mit dem Gedanken im Kopf: "Wenn er so fertig wäre, so erschöpft, so am Ende, dann würde ich einspringen. Dann würde ich was ändern." Er tut es nicht. Also liebt er mich nicht. - Und da liegt das Ende der Beziehung schon greifbar nahe. Wenn sie da nicht die Kurve kriegen hin zur Solidarität. Und tatsächlich ist es hier so, dass es an ihm ist, die Signale zu hören!
Denn das ändern kann nur der Mann selbst. Aus Einsicht. Und Rücksicht. Und Liebe. Weil es ein gemeinsames Lebenskonzept ist, das er da mit seiner Partnerin aus freien Stücken begonnen hat ...
3. Unklarheit
... und zu dem er sich verpflichtet hat. Hat er? Hat sie? Nun den meisten mag das gar nicht klar gewesen sein zu Beginn, auf was sie sich einlassen. Wer weiß schon, was genau an Arbeiten auf einen zukommt. - Viele hängen ja der Ansicht an, eine romantische Liebe sollte ohne Worte auskommen. Das mag ja in der Anfangszeit auch stimmen, aber spätestens wenn mit gemeinsamem Nachwuchs an ein Projekt gedacht wird, das gut und gerne mal 25 Jahre dauern kann, sollte man doch vorher genau wissen, was für den Partner/die Partnerin selbstverständlich ist, was wichtig, was unwichtig ist und was überhaupt nicht geht.
Wie wichtig ist zum Beispiel der Sex, der vor der Ehe vielleicht wie von selbst regelmäßig und lustvoll ist? Aber es könnte ja auch so sein, dass das so war, weil es eben einfach nett und unkompliziert war: für eine/n von beiden ein Nice-to-have und für den anderen absolut unverzichtbar für eine gute Beziehung.
4. Rolemodels
Und schließlich fehlt es häufig an Rolemodels, an Menschen, die mutig ihren eigenen Weg leben und damit dauerhaft glücklich sind. Die sich gemeinsam verändern und gemeinsam wachsen, dabei begleiten, in Kontakt bleiben. Allein deshalb ist es schön die Lebenskompliz♡innen zu lesen. Weil das Buch zeigt, dass es geht. Und offenbar gar nicht schlecht. Es enthält ein paar berührende Liebeserklärungen, die sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen geben.
Was ist Liebe auf Augenhöhe überhaupt und warum ist sie wichtig?
Wie können wir Augenhöhe in unserer Beziehung erreichen?
4. Wie können wir Augenhöhe in unserer Beziehung erreichen?
„Anstatt Liebe zu verherrlichen, sind wir besser beraten, sie zu organisieren", schreibt Pickert dazu. Und zum Organisieren gehört das Gespräch über ein paar wesentliche Dinge, die nicht automatisch klar sind, bloß weil man sich attraktiv findet und verliebt ist. Es ist durchaus normal, dass man abweichende Vorstellungen hat, wenn es darum geht: „Wie wollen wir als Paar zusammenleben? Was macht uns aus, wer wollen wir sein? Was gehört auf jeden Fall zu uns und wie darf unsere Beziehung auf gar keinen Fall aussehen?"
Einfach Transparenz darüber schaffen, wer was erwartet: "Ich wünsche mir folgende Dinge. Diese Punkte können wir flexibel gestalten, jene sind für mich nicht verhandelbar."
Pickert schlägt an dieser Stelle einen Beziehungsvertrag vor, der auf Wohlwollen, Wandelbarkeit, Wissbegier, Wahrhaftigkeit basiert. Mir wäre so ein Vertrag ehrlich gesagt zu starr. Und ich weiß, dass es Menschen gibt, denen genau dieses Wohlwollen in Anbetracht von geschriebenen und unterschriebenen Buchstaben sehr schwer fällt. Ohne es böse zu meinen. Aber man sollte zumindest darüber gesprochen haben. Und sich vielleicht Notizen dazu machen. Und gegenlesen lassen. Und zwar ernsthaft und ehrlich: welche Rolle spielt Sex für dich? Wenn ich mal keine Lust haben sollte, vielleicht auch länger, was dann? Einfach auch mal konkreter werden. Konkreter träumen und nicht nur in Rosa. Sich auszumalen, wie es sein könnte. Und dabei - in einem guten Gespräch die Masken ein Stück mehr herunter zu nehmen. Sich zu zeigen.
„Die Alternative ist, sich alltäglich zu lieben. Sich in Gewöhnlichkeiten zu küssen",
Das heißt es gibt, gemeinsam ein großes Stück Arbeit zu erledigen. Dann heißt es für beide in die Veränderung zu gehen. Absprachen zu treffen. Verantwortung zu übernehmen, die über das eigene Leben hinaus reicht. Und: Dinge anzusprechen. Da gilt es in sich selbst hineinzuspüren und zu reden. Zu fragen, zu erzählen. Da zeigt sich Respekt. Denn ab jetzt muss alles ausgelotet werden: unter welchen Bedingungen genügt uns Liebe? Wie muss es aussehen, damit wir uns aufgehoben und gesehen fühlen? Welche Liebe lässt sich am besten in Wertschätzung übersetzen? In welcher Liebe finde ich das für mich richtige Verhältnis zwischen Nähe und Distanz? Wie schaffen wir es uns so flexibel zu lieben, dass wir zulassen können, dass der andere sich verändert. Dass Krisen kommen, dass vielleicht Dinge auftauchen aus der Vergangenheit, die nicht so schön sind - die aber zu einer Erweiterung des Horizonts führen, zu neuen Wünschen, neuen Träumen, neuen Zielen?
Seid ihr da noch beieinander? Wie sieht diese Liebe aus?
Klug sind die Paare, die das tun, sobald die erste Verliebtheit verflogen ist. Die wissen, dass sich Dinge verändern werden. Die wissen, dass es eine Reise ins Vertrauen ist, wenn die Masken langsam fallen. Oft passiert dann allerdings, dass die Harmonie über die Wahrheit gestellt wird. Dass als Zeichen der Liebe verstanden wird, über Dinge hinweg zu sehen. Nicht anzusprechen, was angesprochen werden müsste. Das lässt sich alles noch ganz gut ertragen, solange Zeit für genügend Freizeitaktivitäten da ist. Oft genug in Urlaub gefahren werden kann. Kurz: genug Ablenkung da ist. Gerade diese Paare erleben dann oft ein recht herbes Erwachen, wenn das erste Kind kommt.
Denn jetzt sind die Fluchtmöglichkeiten erst mal verbaut. Die Ablenkung durch Kino, Feiern, Ausgehen schwer erreichbar. Dann muss eine ganz neue Liebesbeziehung entstehen können: eine "Elternliebesbeziehung"
5. Lieben, was ist.
Das faszinierende an Nils Pickerts Darstellung ist, dass es offenbar funktioniert. Er ist mit seiner Partnerin so lange zusammen. Sie haben vier Kinder gemeinsam. Und sind offenbar immer noch zumindest oft, glücklich miteinander. Was ihn nicht unter Druck setzen soll. Selbst wenn die beiden sich irgendwann für einen anderen Weg entscheiden sollten. Sie haben ein großartiges Zeichen gesetzt. Jetzt schon.
„Inmitten des Gewöhnlichen ist eine Elternliebesbeziehung etwas sehr Besonderes.“
Liebe ist ein Abenteuer. Den anderen kennen lernen zu dürfen, die andere kennen lernen zu dürfen, auf immer tieferen Ebenen ist ein Geschenk. Es ist definitiv nicht romantisch. Denn natürlich kommen all die Dinge zu Tage, die erst mal versteckt werden. Oft aus gutem Grund. Weil sie nicht dem Ideal entsprechen. Dafür sind sie real. Man kann sich an ihnen reiben. Man kann sich selbst daran erfahren. Das Anders-Sein des Anderen kann als Reichtum erfahren werden. Und eine gleichberechtigte Beziehung kann erlebt werden, ohne dass beide in allen Bereichen das exakt Gleiche leisten.
Dieses Buch zu lesen ist ein großes Vergnügen, weil neben den theoretischen Passagen, die das Erlebte klug reflektieren, viel von dem ganz persönlichen Weg von Pickert und seiner Komplizin erfährt - und so miterlebt, dass es nicht ganz einfach ist auf dieser Route unterwegs zu sein - aber doch lange und dauerhaft befriedigend.
Unser Gast, Nils Pickert, hat Literatur und Politik studiert und schreibt als freier Journalist für Zeit, taz, Schweizer Tagesanzeiger und den österreichischen Standard. Außerdem engagiert er sich bei Pinkstinks gegen Sexismus und Homophobie. Mit seiner Lebenskomplizin und den gemeinsamen vier Kindern lebt er in Münster. Er ist Autor von: "Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge", "Lebenskompliz*Innen. Liebe auf Augenhöhe", Prinzessinnenjungs. Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien". Im April 2023 erscheint: "er/ihm: Eine Einladung, Männlichkeit neu zu denken".
Mitdiskutieren. Fragen. Verstehen - dazu laden wir ein: Am 14. Februar um 19.30h im Haus am Dom und auf dem YouTube-Kanal der KEB im Bistum Limburg.
Total Interessant und super geschrieben!