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AutorenbildBarbara Brüning

Über Macht und Ohnmacht

Aktualisiert: 28. Okt.


Ein Mann mit kurzen, an der Seite rasierten Haaren blickt fragend auf eine Frau, von der man von hinten nur die linke angeschnittene Seite sieht.
Wie mag es ihm gehen? Und ihr?

Mit vier starken Übungen, um dich stark zu machen.

Dies schreibe ich für alle, die sich manchmal ohnmächtig fühlen und denen das zu schaffen macht. Aus denen dann die Wut herausbricht, wenn sie sie gar nicht gebrauchen können. Die dann explodieren obwohl sie hinterher sehen, dass das keine gute Maßnahme war. Entweder gegenüber ihren Kindern oder gegenüber ihrer Partner:In.


Dies schreibe ich auch für die wunderbare Blogparade von Marianna Sajaz zu dem Thema: Machtlos oder Mächtig? Was können wir bewirken?


Was du hier findest:

Was bedeutet es ohnmächtig zu sein

Kann ja gerade jeden mal schnell überfallen. Preise steigen. Arbeit kompliziert. Planen schwierig. Wie soll man da die Fäden in der Hand behalten?

Ganz ehrlich, Manchmal denke ich Singles haben's gut. Die können wenigstens über sich selbst bestimmen und müssen nicht noch mit den Unwägbarkeiten in den Stimmungen ihrer Partnerin oder ihres Partners rechnen. Oder sogar mit den starken Gefühlen ihrer Kinder. Die einfach "nein" sagen, obwohl etwas super gut geplant ist. Obwohl du weißt, dass sie glücklich sind, mit dem, was du dir für sie ausgedacht hast.

Du bist ausgeliefert. So jedenfalls fühlt es sich oft an. Und kein Wunder, dass da oft die Wut auch durchkommt. Wut auf sie oder ihn, Wut auf die Kids.

Diese Ohnmacht, die ja tatsächlich da ist: du kannst nicht in die Köpfe deiner Kinder, du kannst nicht in den Kopf deiner Partnerin oder deines Partners. Sie tun, was sie wollen, oder was sie können. Fertig. Du kannst sie nicht ändern. Nicht generell und nicht heute oder morgen. Und manipulieren, locken, überzeugen klappt halt auch nur mäßig.

Wichtig ist es aber schon, aus diesem Gefühl der Ohnmacht heraus zu kommen. Nicht nur, weil sich sonst regelmäßig eine Wut Bahn bricht, die weder eurer Beziehung noch dir selbst gut gut.

Nein, diese Ohnmacht füttert auch die Angst. Füttert Panikattacken, füttert, Nervenzusammenbrüche und alle möglichen nervösen Störungen.

Dabei denkst du immer wieder: es wäre doch so einfach für sie oder für ihn mir zu helfen, mir ein Stückchen entgegen zu kommen, es ein bisschen leichter und schöner zu machen.

Warum nur macht sie es nicht? Warum nur ist er so stur?


Was macht es mit dir, was macht es mit deinen Beziehungen, wenn du dich ohnmächtig fühlst?


Sich ohnmächtig fühlen, bedeutet immer, dass du dich als Opfer fühlst. Und als jemand der nichts ändern kann. Manchmal ist das tatsächlich so: du bist Opfer, einer kontrollierenden oder narzistischen Partnerin, oder eines Partners. Du bist ohnmächtig, weil du sie oder ihn nicht ändern kannst.

Manchmal fühlt sich aber auch jemand als Opfer, obwohl er oder sie durchaus etwas ändern könnte. Dann (und nur dann) kann es sein, dass die Opferrolle bequemer ist als der Schritt hinaus ins Handeln. Die Opferrolle hat auch einen Machtaspekt: sie kann versuchen dem, der als "Täter" gesehen wird, die Schuld am eigenen Leiden zu geben. Kann ein Versuch der emotionalen Erpressung sein: Du musst etwas tun: sieh wie ich leide! Das kann bei dem "Täter" dazu führen, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Vielleicht stellt sich die Situation aus seiner Sicht ganz anders dar.

Mein Vorschlag: wenn du wirklich so ohnmächtig bist, dass du finanziell und emotional nichts mehr entscheiden und verändern kannst (für dich), dann such dir dringend psychologische Hilfe. Oder auch anwaltliche Hilfe, um dich aus dieser Situation zu befreien. Weiter lesen hat nur Sinn, wenn du bereit bist und auch Hoffnung siehst, Handlungsspielräume, die du vielleicht bisher übersehen hast, auszuloten.

Sich ohnmächtig zu fühlen ist ganz häufig ein Grund wütend zu werden. Es nährt die Wut. Die erzwungene Passivität schlägt in Aggression um. Und wenn du lange gewartet hast, dann kann das ganz schön heftig sein. Und die oder den Falschen treffen.

Wut ist ein Gefühl, das du umarmen solltest: es enthält immer eine Botschaft an dich selbst! Schau hin, was die Wut dir zeigt!



Was bedeutet es Herr:in einer Situation zu sein


Wenn du das Gefühl wieder bekommen möchtest "Herrin" oder "Herr" der Situation zu sein, dann hilft nur Eines: Konzentriere dich auf dich selbst. Und dabei auf eines ganz besonders: darauf, wie du mit dir sprichst. Wie du mit dir umgehst.

Wie würdest du mit einem Freund sprechen oder mit einer guten Freundin, wenn er oder sie sich so fühlen würde, wie du gerade? Und wenn sie oder er dir davon erzählen würden?

Ich spekuliere nur, aber ich vermute, du würdest verständnisvoll sein. Du würdest sie in den Arm nehmen und ihr/ihm zeigen: du bist nicht allein. Im Gespräch mit sich selbst machen viele aber genau das nicht.

Stattdessen höre ich von vielen Müttern, Vätern, Partnern, Partnerinnen, dass sie mit sich selbst sehr streng ins Gericht gehen, dass sie mit sich schimpfen und hadern, gerade so wie früher ihre Mutter oder ihr Vater mit ihnen umgegangen wäre. Ganz und gar nicht liebevoll. Strafend, drohend, eher.

Was aber macht das mit dir? Es erhöht den Druck, es erhöht den Stress. Es erhöht de Angst und das Gefühl machtlos zu sein.


Aber kommen wir mal zu den positiven Dingen, denn die sind da, auch wenn du sie gerade nicht siehst. (Ich bin ganz und gar nicht die, die sagt, du sollst dir Negatives schönreden). Aber sie sind tatsächlich da. Natürlich kann ich sie dir nun nicht aufzählen. Die musst du selbst finden. Aber ich kann dir sagen, was ich persönlich immer wieder finde, wenn ich das Gefühl habe, festzustecken in Negativem: Mein Mann ist immer noch bei mir auch wenn ich manchmal ziemlich eklig bin. Es gibt immer noch Begehren und Anziehung zwischen uns. Auch wenn wir manchmal ziemlich eklig sind zueinander sind. Unsere Kinder entwickeln sich prächtig. Auch wenn wir manchmal ziemlich eklig sind zu ihnen und sie zu uns. Und ich spüre durch all das Gezeter und Gemecker, das manchmal die Oberhand zu bekommen scheint, eine große starke und zuverlässige Liebe. Die immer schöner wird, je älter sie werden, weil sie immer weniger ein angeborener Reflex ist, sondern auch immer reflektierter wird.


Ja und ich liebe ihre Hände, ihre Augen. Ich merke, ich komme in den Flow und könnte hier weiter vorschwärmen, wie toll meine Kinder sind. Und dass wir in einem schönen Haus wohnen (na ja es hat das Potential schön zu sein. Aber oft ahnt man es mehr, als dass man es sieht.) Mir tut nichts weh. Ich kann sogar Liegestütze machen. Ich habe genug Geld um mir einen Blumenstrauß zu kaufen, wenn ich das möchte. Ich kann (hin und wieder) das Abendessen ausfallen lassen und entscheiden mit allen Burger Essen zu gehen oder zu bestellen. Ich habe eine warme Kuscheldecke um mich einzumummeln und kann mir Tee kochen und einen fetten Löffel Honig reintun.


Also, was habe ich gemacht? Ich habe die Freiheit meiner Gedanken genutzt, um meine Aufmerksamkeit zu lenken, dahin wo ich will. Und siehst du da waren sie die Worte: Freiheit und lenken. Das sind unsere wichtigsten Instrumente, um etwas zu verändern: die Aufmerksamkeit lenken. Und das geschieht durch Worte. Nicht unbedingt gesprochene Worte, auch gedachte Worte.


Was ist dann anders?


Worte können dich zufriedener und gelassener machen. Worte können dich aus einer Situation heraus auf eine höhere Flughöhe bringen. Glaub mir, wenn du später, wenn deine Kinder erwachsen sind auf diese Situation zurück blickst, wirst du lächeln. Mach eine Gedankenreise in die Zukunft!

Mach eine Gedankenreise zurück. wo wart ihr vor zwei Jahren? Es wird leichter. Es ist ständig im Fluss. Alles verändert sich ständig. Dieses "feststecken", ist nur in deinem Kopf. Und es hängt davon ab, wie sehr du "reinzoomst. Innerhalb einer Woche ist die Veränderung gering. Innerhalb eines Monats größer. In drei Monaten deutlich. Du musst und du kannst deinen Fokus darauf richten.


Allerdings gibt es einen großen Unterstützer: deine Selbstfürsorge: ja, ausgelutschtes Wort, ich weiß. Aber wenn du ganz einfach damit anfängst dir fünf oder zehn Minuten am Tag dafür zu gönnen, um dich zu loben, dir auf die Schulter zu klopfen, dich selbst in den Arm zu nehmen, dich liebevoll anzusehen. Und dir zu sagen: Ich leiste hier gerade Großartiges. Ich leiste Dinge, die definitiv über meine Kräfte hinaus gehen. Und ich mache sie ganz gut. Dafür dass es definitiv zu viel ist für eine Person. Und dann schau auf deine Tochter, deinen Sohn und erinnere dich daran, wofür du es tust. Und dann schau auf deine Frau. Könnte es sein, dass es ihr genauso geht? Dann schau auf deinen Mann, könnte es sein, dass es ihm genauso geht? Dass auch er am Rande der Belastbarkeit ist und nur anders damit umgeht als du?

Gedankenexperiment.

Und dann überlege, wie es ihr geht, wenn sie etwas entspannter ist. Was würde es mit deiner Partnerin machen, wenn sie deine Solidarität spüren würde? Was würde es mit deinem Mann, deinem Partner machen, wenn du ihm zeigen würdest, dass du siehst, dass er auch unter Druck steht? Wenn auch vielleicht anders als du. Und dass er anders damit umgeht.? Dass du es zumindest siehst. Was würde das verändern zwischen euch, wenn er deine Solidarität spüren würde?

Nur mal angenommen, du würdest dich entscheiden, ihr oder ihm etwas davon zu zeigen? Aus freien Stücken. Machtvoll. Deine Aufmerksamkeit einfach dahin lenken. Weil du es willst.


Das ist die Stelle, ganz tief in dir drin, wenn du ganz bei dir bist und dich entscheidest, in eine andere Richtung zu schauen. Da beginnt Veränderung. Das ist die einzige Freiheit die es gibt. Für alle Menschen übrigens.


Denn unter Stress und in Angst fällt uns ganz bestimmt nichts Neues ein.


Vier starke Übungen, um dich zu stark zu machen


Am Anfang muss natürlich eines stehen: deine Entscheidung. Und das ist das Schwierigste und Einfachste zugleich. Wenn du auf der Schwelle zu der Entscheidung stehst - ob du morgen oder heute sofort damit anfangen sollst. Aber weil das Entscheiden so stark, so schwer, so leicht, so wichtig zu gleich ist, beginnen wir mit einer Entscheidungsübung:

1.

Triff heute Entscheidungen! Und zwar so viele wie möglich. Nicht, dass du nicht immer ständig Entscheidungen treffen würdest, aber normalerweise merkst du es nicht. Es passiert so. Es entscheidet sich praktisch von selbst. Um dir bewusst zu machen, wie viel du entscheidest und auch welche Kraft in jeder kleinen Entscheidung liegt, wenn sie bewusst getroffen ist, dient diese Übung.

Trainiere deinen Entscheidungsmuskel! Zum Beispiel nimm einen anderen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Mach bewusst einen Umweg. Vertausche Dinge in deinem täglichen Ablauf. Trinke Tee anstatt Kaffee, setz dich auf einen anderen Platz am Esstisch. Nimm eine andere Zutat beim Essen und lass eine weg. Ruf eine Person an, die du schon lange nicht mehr angerufen hast. Uuuund wichtiger Teil dieser Übung: schreib es auf und mach es bewusst, zwei oder drei mal so. Dann entscheide, ob du wieder zum Alten zurück kehren willst, oder noch ein paar Mal bei den "Neuerungen bleiben möchtest. Es geht dabei übrigens gar nicht darum, etwas besseres zu finden. Sondern darum, dich zu spüren. Deinen Entscheidungsmuskel zu trainieren. Deine Freiheit auszuloten. Das Prickeln zu spüren, das im Neuen liegt. Auch wenn es ganz klein ist!

2.

Steh fünf Minuten früher auf als sonst, so dass du fünf Minuten für dich hast. Sag dir "Ich komm zuerst" - und nimm es als Zeichen dafür, dass du für dich am Wichtigsten bist. Und du darfst das sagen und denken. Es ist ist nicht egoistisch. Nutze diese fünf Minuten bewusst: vielleicht zum Sitzen, vielleicht um nur deinen Körper zu spüren und seine Schwere, sein Müdigkeit, seine Morgenschwere. Oder koch dir einen Tee nur für dich. Oder mache eine Yogaübung. Es sind fünf Minuten über die du nur du entscheidest.

3.

Plane eine besondere Sache für den Tag. Etwas, auf das du dich freust. Etwas, das du dich sonst nicht machst. Etwas das dich oder eine Partnerin überraschen wird. Und nenne diesen Tag einen gelungenen Tag, wenn du genau das getan hast. Das kann.

4.

Erzähle jemandem, der glaubt es gehe dir gut und alles sei in Ordnung, wie du dich wirklich fühlst. Ja, ich weiß, das ist eine Übung, die viel Mut verlangt. Aber sie setzt sehr viel in Bewegung. Und vor allem: du hast die Macht, die Möglichkeit, es zu tun. Ohne Frage, oder?











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